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Der Majuskelgebrauch im Deutschen


autor

titel

Der Majuskelgebrauch im Deutschen.

untertitel

Groß- und Kleinschreibung theoretisch, empirisch, ontogenetisch.

über­setzung des titels

Capitalization in German: theory, empiricism, ontogenesis.

reihe

Reihe Germanistische Linguistik

band

305

verlag

De Gruyter Mouton (produkt)

ort

Berlin, Boston

datum

isbn

978-3110457964

978-3110460964 (pdf)

ausstattung, umfang

gebunden, XII, 418 s., 20 abb.

umschlag

umschlag

verlagstext

Die Arbeit stellt die Funktions­weise und den Erwerb der deutschen Groß- und Klein­schreibung auf theo­retischer und empirischer Grundlage dar. Den Ausgangs­punkt bildet eine text­pragmatische Ver­allgemeinerung bis­heriger graphematischer Ansätze, die zu einem übergreifenden Modell des Majuskel­gebrauchs im Deutschen erweitert werden und dabei auch nicht-orthografische Teil­bereiche ein­schließen (Versalsatz, Kapitälchen, Binnen­majuskel etc.).

Im empirischen Teil der Arbeit werden die orthografischen Leistungsdaten von ca. 5.700 Probanden ver­schiedener Alters­klassen (4. Klasse bis Erwachsenen­bildung) untersucht und zu einem allgemeinen Erwerbs­modell der Groß- und Klein­schreibung ausgebaut. Mit Hilfe neuronaler Netzwerk­simulationen werden unter­schiedliche Lernertypen unter­schieden und Dis­kontinuitäten im Kompetenzerwerb nach­gewiesen, die auf qualitative Strategie­wechsel in der Ontogenese hindeuten. Den Abschluss bilden orthografie­didaktische und rechtschreib­diagnostische Reflexionen der Daten.

inhalts­verzeichnis

1 Einleitung 1
2 Funktionen und Modelle des Majuskelgebrauchs 5
2.1 Majuskelgebrauch zwischen Orthografie, Typografie und Graphetik 5
2.2 Grundfunktionen der Majuskel im Deutschen 7
2.2.1 Die Auszeichnungsfunktion der Majuskel 8
2.2.2 Die Initialisierungsfunktion der Majuskel 9
2.3 Historische Entwicklung des Majuskelgebrauchs 11
2.3.1 Von den Anfängen bis zum Spätmittelalter 12
2.3.2 Der Beginn des Buchdruckes und die Reformation 14
2.3.3 Das Ringen um eine orthografische Norm bis zur ersten orthografischen Konferenz 17
2.3.4 Die erste und zweite orthografische Konferenz 20
2.3.5 Entwicklungen im 20. Jh. 21
2.3.6 Zusammenfassende Interpretation 24
2.4 Exkurs I: Ästhetische Urteile über den Majuskelgebrauch 25
2.5 Grammatische Modelle des Majuskelgebrauchs 29
2.5.1 Der wortkategoriale Ansatz 31
2.5.2 Der syntaktische Ansatz 33
2.5.3 Mischmodelle 36
2.6 Exkurs II: Zur leseerleichternden Funktion des satzinternen Majuskelgebrauchs 39
2.6.1 Die Experimente von HABERL (1976) 39
2.6.2 Die Experimente von BOCK et al. (1985–90) 41
2.6.3 Die Experimente von MÜSSELER, NIßLEIN & KORIAT (2005) 48
2.6.4 Gesamtdeutung der Datenlage 50
2.7 Exkurs III: Zur desambiguierenden Funktion des satzinternen Majuskelgebrauchs 53
3 Formen und Normen des Majuskelgebrauchs 55
3.1 Amtlich geregelter Majuskelgebrauch 55
3.1.1 Majuskelgebrauch in diskontinuierlichen Texten und Textteilen 56
3.1.2 Der satzinitiale Majuskelgebrauch 58
3.1.3 Substantive und Substantivierungen 61
3.1.4 Eigennamen und „feste Verbindungen“ 75
3.1.5 Anredepronomen und Anreden 85
3.2 Nicht amtlich geregelter Majuskelgebrauch 87
3.2.1 Versalschreibung und Kapitälchen 87
3.2.2 Abkürzungen, Kurzwörter und Akronyme 95
3.2.3 Majuskelgebrauch in Programmiersprachen und EDV 99
3.2.4 Binnenmajuskeln 103
3.2.5 Sonderfall Binnen-I-Schreibung 109
3.2.6 Majuskelgebrauch in der Chat-, Foren- und SMS-Kommunikation 110
3.2.7 „Stiefkind“ fokussierende Großschreibung 113
3.3 Zwischenfazit: Zum Verhältnis von Majuskelgebrauch, orthografischer Theorie und orthografischer Norm 115
3.3.1 Zum Kompromisscharakter der AR 116
3.3.2 Grundprobleme existierender Modelle des deutschen Majuskelgebrauchs 117
4 Ein textpragmatisches Modell des Majuskelgebrauchs 123
4.1 Die DRT als Grundlage des textpragmatischen Modells 124
4.2 Das Modell der Diskursinstanzen 127
4.3 Kernphänomene der Groß- und Kleinschreibung als Diskursinstanzen 130
4.3.1 Substantive, Substantivierungen und NPn 130
4.3.2 Ganzsätze, Absätze und Abschnitte 136
4.3.3 Mehrteilige Eigennamen und „feste Verbindungen“ 139
4.3.4 Überschriften und Werktitel 142
4.3.5 Pronomina und Höflichkeitsanreden 144
4.3.6 Mehrfacher Majuskelgebrauch innerhalb einer Diskursinstanz 146
4.3.7 Stereotype Phrasen und feste Gefüge 149
4.4 Zwischenfazit: Zur Praktikabilität des textpragmatischen Ansatzes 152
5 Majuskelgebrauch in didaktisch orientierten Lehrwerken 153
5.1 Lehrgänge zur Groß- und Kleinschreibung in Schulbüchern 153
5.1.1 LolliPop/Deutschbuch (Cornelsen) 154
5.1.2 Kunterbunt Sprachbuch/deutsch.kombi (Klett) 157
5.1.3 Papiertiger/Deutsch vernetzt (Diesterweg) 159
5.1.4 Mobile/Praxis Sprache (Westermann) 161
5.1.5 Pusteblume/deutsch.ideen (Schroedel) 163
5.1.6 Zusammenfassung der untersuchten Schulbuchreihen 165
5.2 Groß- und Kleinschreibung in der flankierenden unterrichtspraktischen Literatur 167
5.2.1 Übungs- und Beratungsliteratur für Lehrer und Eltern 167
5.2.2 Diktatbücher 169
5.2.3 Weitere Übungs- und Trainingsmaterialien 172
5.2.4 Regeldarstellungen 174
5.2.5 Groß- und Kleinschreibung nach der syntaktischen Methode im Anschluss an RÖBER-SIEKMEYER (1999) 179
5.3 Zwischenfazit: Majuskelgebrauch in didaktisch orientierten Lehrwerken 181
6 Empirische Datenlage zum Majuskelgebrauch 185
6.1 Standardisierte Rechtschreibtests 185
6.1.1 HSP (MAY et al. 2007, 2012) 185
6.1.2 SRT (BLATT & JARSINSKI 2009) 186
6.1.3 DRT (MÜLLER 2003, GRUND, HAUG & NAUMANN 2004) 186
6.1.4 OLFA (THOMÉ & THOMÉ 2010) 187
6.1.5 gutschrift-Diagnose (LÖFFLER & MEYER-SCHEPERS 2006) 188
6.1.6 Sonderfall: Computergestützte Analysen von THELEN (2010) 188
6.2 Fehlerstatistiken 189
6.2.1 RIEHME & HEIDRICH (1970) 190
6.2.2 PLICKAT (1974) 192
6.2.3 MENZEL (1985) 192
6.2.4 ZIMMERMANN & HECKEL (1986) 195
6.2.5 PIEßNACK & SCHÜBEL (2005) 198
6.3 Spezialisierte empirische Studien 199
6.3.1 IGLU-E (VALTIN 2003, 2006) 199
6.3.2 SCHEELE (2006) 200
6.3.3 RICHTER (2008) 202
6.3.4 KARG (2008) 203
6.3.5 GAEBERT (2012) 205
6.4 Empirische Befunde zur Personenkompetenz im Majuskelgebrauch 206
6.5 Zwischenfazit: Einflussvariablen auf den Majuskelgebrauch – Vorbereitung der empirischen Arbeit 208
6.5.1 Semantische Einflussfaktoren 209
6.5.2 Morphologische Einflussfaktoren 211
6.5.3 Syntaktische Einflussfaktoren 213
6.5.4 Pragmatische Einflussfaktoren 214
7 Majuskelgebrauch in der neuronalen Netzwerksimulation 217
7.1 Ziele der Simulation 217
7.2 Zum Aufbau neuronaler Netzwerke 218
7.3 Mustererkennung mithilfe neuronaler Netzwerke 219
7.4 Groß- und Kleinschreibung in der neuronalen Netzwerksimulation 221
7.4.1 Aufbau und Repräsentationen der Inputschicht 221
7.4.2 Datenbasis 222
7.4.3 Durchführung der Simulation 223
7.4.4 Aggregation der Inputdaten 224
7.5 Ergebnisse der Simulationsstudie 225
7.5.1 Zur Adäquatheit der Voraussagen des Gesamtnetzes 225
7.5.2 Zur Interpretation der Linkgewichte 227
7.5.3 Fehlerhafte Voraussagen des Netzwerkes 229
7.6 Fragmentierte Netzwerke 232
7.6.1 Simulation des wortkategorialen Ansatzes 233
7.6.2 Simulation des syntaktischen Ansatzes 235
7.6.3 Simulation des pragmatischen Ansatzes 237
7.7 Zwischenfazit 238
8 Der satzinterne Majuskelgebrauch empirisch 241
8.1 Darstellung des Datenmaterials 241
8.1.1 Allgemeine Angaben zum Datenkorpus 241
8.1.2 Itemauswahl und Itemstruktur 243
8.1.3 Allgemeine Angaben zur Personenverteilung 244
8.2 Statistische Analyseverfahren 249
8.2.1 Datenskalierung 249
8.2.2 Datenauswertung und inferenzstatistische Absicherung 253
8.3 Zur Qualitätskontrolle der Daten 258
8.3.1 Objektivität, Reliabilität und interne Validität des Datenmaterials 258
8.3.2 Paralleltest zur Einschätzung der externen Validität des Datenmaterials 261
8.4 Grammatische Einflussfaktoren auf den Majuskelgebrauch 267
8.4.1 Allgemeine Angaben 267
8.4.2 Voraussage der Majuskelhäufigkeit aus grammatischen Merkmalen 273
8.4.3 Voraussage der Majuskelhäufigkeit aus Outputwerten des neuronalen Netzwerkes 280
8.4.4 Voraussage der Itemschwierigkeit aus grammatischen Merkmalen 286
8.4.5 Voraussage der Itemschwierigkeit aus Outputwerten des neuronalen Netzwerkes 298
8.4.6 Items mit grenzwertigen bzw. schlechten Fitmaßen 306
8.5 Personeneffekte 309
8.5.1 Allgemeine Angaben 309
8.5.2 Personenkompetenz und „Großschreibaffinität“ 311
8.5.3 Zur Unterscheidung von Lernertypen 313
8.5.4 Einflussfaktoren auf Personenkompetenz und Großschreibaffinität 318
8.6 Bildung von Kompetenzstufen 332
8.6.1 Das Verfahren der Kompetenzstufenbildung 332
8.6.2 Darstellung der Kompetenzstufen 333
8.6.3 Qualitative Interpretation der Kompetenzstufen 336
8.6.4 Verteilung der Kompetenzstufen 338
8.6.5 Zum Verhältnis von Ankeritems und Items mit schlechtem Itemfit 340
8.7 Mehrdimensionale Parameterskalierung 343
8.7.1 Beschreibung 343
8.7.2 Ergebnisse der Skalierung 344
9 Ontogenetische und didaktische Deutung der Daten 349
9.1 Zur Ontogenese des Majuskelgebrauchs 349
9.2 Zum Verhältnis von schriftsprachlichem und orthografischem System, Ontogenese und Rechtschreibnorm 354
9.3 Zur Kritik der geltenden Norm 359
9.4 Zum Umgang mit Lernertypen 361
9.5 Diagnostische Überlegungen 363
9.6 Planungskonzepte für den Unterricht 366
9.6.1 Grundgedanken eines textpragmatisch orientierten Unterrichts zur Groß- und Kleinschreibung 367
9.6.2 Ansätze für Sprachspiele zur Steigerung textpragmatischer und orthografischer Kompetenzen 370
10 Schluss 379
  Literaturverzeichnis 383
  Abkürzungs- und Notationsverzeichnis 401
  Materialanhang 402
  Index 417

auszug aus dem vorwort

Die folgende Arbeit ist das Ergebnis einer Reihe thematisch und methodisch heterogener Unter­suchungen zur deutschen Groß- und Kleinschreibung, die ich im Laufe der letzten vier Jahre durchführen und zu einer umfassenden Gesamt­darstellung des Majuskel­gebrauchs verbinden konnte. Ausgangspunkt der Unter­suchungen war das genuin didaktische Interesse, den Problemen auf die Spur zu kommen, die Schülerinnen und Schüler – und nicht nur diese – im Umgang mit der norm­gerechten Verwendung der Groß- und Klein­schreibung haben, und diese Probleme nach Möglichkeit durch geeignete Interventions­strategien zu über­winden. Schnell erwies sich die rein orthografie­didaktische Perspektive als zu kurz gegriffen, da bereits der sprach­wissenschaftliche und schrift­normierende Diskurs von Kontroversen gekennzeichnet ist, die wesentlichen Einfluss auf didaktische Frage­stellungen haben. Immer wieder musste deshalb vor der Erarbeitung unterrichts­praktischer Probleme die Struktur des Gesamtsystems betrachtet, untersucht und reinterpretiert werden.

Das Resultat ist daher nicht in erster Linie ein neues Unterrichts­konzept zur Vermittlung der Groß- und Klein­schreibung im Deutsch­unterricht, sondern vielmehr das theoretische und empirische Fundament für ein solches. Insbesondere die Nach­zeichnung der Ontogenese des Majuskel­gebrauchs kann als wesentliches und die Einzel­untersuchungen verbindendes Ergebnis der Arbeit betrachtet werden, da sie nicht nur die Grundlage für die Entwicklung geeigneter Unterrichts­methoden liefert, sondern auch eine Bestätigung der theoretischen Annahmen bildet, die den ersten Teil der Arbeit bestimmen, und so wesentlich zur Kohärenz der Untersuchung beiträgt.